Die rasante technische und wirtschaftliche Entwicklung im 19. Jahrhundert führten zum Entstehen großer Industriezentren. Junge Männer suchen Arbeit in den Städten. Die neu Zugezogenen sehen sich oftmals konfrontiert mit Alkohol, Nikotin und Prostitution. Diese verheerenden Zustände rufen Männer auf den Plan, die Jugendliche und junge Männer um Gottes Wort sammeln. In Deutschland entstehen die ersten evangelischen Jünglingsvereine. In London lädt George Williams junge Handlungsgehilfen zu Gebetsgemeinschaften und Bibelstunden ein.
Am 6. Juni 1844 geschieht das, was man den Startschuss der CVJM-Arbeit nennen kann: Eine Gruppe von 12 jungen Männern um George Williams trifft sich, um gemeinsam zu überlegen, was man gegen die katastrophalen Arbeitsbedingungen in London und für die vielen jungen Männer tun kann, die kaum Orientierung in ihrem Leben haben.
George Williams und seine Gefährten finden Nachahmer. Innerhalb eines Jahres werden in verschiedenen Stadtteilen und in anderen Städten Englands weitere CVJM gegründet. Als im Jahr 1851 die erste Weltausstellung in London stattfindet, ist auch der CVJM dabei und verteilt Bibeln und Traktate. Gespräche mit verschiedenen Menschen führen dazu, dass auch in anderen Ländern CVJM gegründet werden oder bestehenden Arbeiten diesen Namen annehmen.
Am 22. August 1855 treffen sich zur Weltausstellung in Paris 99 Männer aus neun verschiedenen Ländern. Auf diesem Treffen entsteht der CVJM-Weltbund und die Pariser Basis, bis heute Grundlage der weltweiten CVJM-Arbeit, wird formuliert: „Die Christlichen Vereine Junger Männer haben den Zweck, solche jungen Männer miteinander zu verbinden, welche Jesus Christus nach der Heiligen Schrift als ihren Gott und Heiland anerkennen, in ihrem Glauben und Leben seine Jünger sein und gemeinsam danach trachten wollen, das Reich ihres Meisters unter jungen Männern auszubreiten.“
»Auf dass sie alle eins seien« (Joh 17,21) – dieser Vers wird zum Leitwort des weltweiten CVJM.
Zunächst als „Christlicher Verein Junger Männer“ entstanden ist der Verein in seiner Geschichte immer der Jugendarbeit in verschiedenen Formen verpflichtet gewesen. Wie in London und vielen anderen europäischen Städten wird auch in Zwickau der Ruf nach der Gründung eines CVJM laut. 1899 wird nun der CVJM Zwickau e.V. gegründet. Er wird in den 1920er Jahren einer der größten Träger von Jugendarbeit in der Stadt Zwickau mit ca. 2.500 Mitgliedern und einer der wichtigsten deutschen Großstadtvereine sein.
Allein aus Spenden finanziert erwirbt der wachsende Verein 1930/31 das Vereinshaus in der heutigen Walther-Rathenau-Straße, eine Jugendstilvilla. Sekretär im CVJM Zwickau ist vor dem Krieg Erich Schumann. Wie im Rest von Sachsen und Deutschland wird allerdings 1939 auch in Zwickau die CVJM-Arbeit verboten. Der Verein wird enteignet.
Während des zweiten Weltkriegs ist die Arbeit nicht möglich. 1945 wird versucht, die Arbeit wieder aufzunehmen, aber auch in der DDR bleibt die CVJM-Arbeit weiterhin verboten. Die Jugendarbeit erfolgt fortan unter dem Dach der evangelischen Kirche. Das „Jungmännerwerk in Sachsen“ wird aufgebaut.
Die politische Wende ist ein Wunder an sich. Und der Herr hat noch mehr Wunder vorbereitet:
1991 ist eine Wiedergründung des CVJM Zwickau möglich! Es wird mit Kinder- und Jugendarbeit in gemieteten Räumen auf ehrenamtlicher Basis begonnen. Parallel dazu wird versucht, auf Basis von Archivunterlagen, eine Rückgabe des CVJM-Hauses an den Verein zu erlangen.
Und auch dieses Wunder geschieht! 1995 bescheinigt das „Amt für offene Vermögensfragen“ den CVJM Zwickau wieder als Eigentümer des Hauses. Das Haus ist indes stark von der Geschichte, mehreren Nutzerwechseln in der DDR und der Mangelwirtschaft dieser Jahre gezeichnet. Der Verein erhält sein Haus zurück, damit aber gleichzeitig eine immense Baulast. Für den Verein, der aufgrund des Bruchs in der Geschichte über wenige Eigenmittel verfügt, eine enorme Herausforderung. Zeitgleich wird mit der Einstellung des ersten hauptamtlichen Mitarbeiters der Grundstein für die heute weitreichende Jugendarbeit des Vereins gelegt.
Inzwischen ist viel geschehen. Die Arbeit, die mit einer ehrenamtlichen geleiteten Kinderarbeit nach der Wende begann, hat sich zu einer Vielzahl von Projekten entwickelt, die von Kindern und Jugendlichen der Stadt Zwickau oder der Region, wahrgenommen werden. Über 45 ehrenamtliche und drei hauptamliche Mitarbeiter gestalten die Arbeit gemeinsam mit den jungen Menschen.
Die Fassade des CVJM-Haus und das dazugehörige Freigelände sind nicht nur saniert, sondern das Haus ist für die Kinder und Jugendlichen ein Zuhause geworden.
Trotzdem gibt es noch eine Menge zu tun. Längst sind nicht alle Baustellen am Haus beseitigt. Die Innensanierung des Hauses ist dringend nötig. Schäden an der Statik im Keller- und Dachbereich der über 100 Jahre alten Villa müssen dringend repariert, Brandschutz und Medien im Gebäude auf Vordermann gebracht werden.
Neue Ideen und Projekte sind in den Herzen der Menschen, die CVJM Zwickau sind, entstanden. Neue Herausforderungen stehen und warten auf Menschen, die ihr Herz öffnen, um jungen Menschen heute zu begegnen und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Für all das werden dringend weitere Flächen benötigt. Aber alle Bauplanungen müssen immer wieder warten – es fehlt an den nötigen Finanzen.
Mit dem neuen Schuljahr im September beginnt auch ein neues Kapitel in der CVJM-Arbeit in Zwickau. Durch die Stadt Zwickau wird der Verein mit der Schulsozialarbeit an der Humboldtschule beauftragt. Ganz neue Möglichkeiten für die Unterstützung der jungen Leute direkt in ihrem Lebensumfeld entstehen, neue Verbindungen in die Angebote im CVJM-Haus wachsen und neue Angebote entstehen.
Die Arbeit mit Kids und Preteens wächst weiter. Zahlreiche neue Gelegenheiten, um junge Menschen mit der Liebe von Jesus in Verbindung zu bringen.
Für die Innensanierung des Hauses empfindet der Verein „grünes Licht“ von Gott und beginnt die Planungen dafür zu konkretisieren – ohne Mittel dafür zu haben. Mit dem Ingenieurbüro für Kirchenbau, Glocken und Denkmalpflege, Thomas Schubert, entsteht eine enge und freundschaftliche Zusammenarbeit. 2012 kann mit der Sanierung des Hauses Stockwerk für Stockwerk bei gleichzeitig laufender Öffnung des Hauses für alle Besucher begonnen werden. Zahlreiche finanzielle Wunder begleiten diesen Wegabschnitt und sind ein Zeichen für die Vertrauenswürdigkeit des Gottes der Bibel.
Parallel zur Bauphase treffen sich ab 2013 CVJMer um über die Weiterentwicklung der Arbeit unter den neuen Möglichkeiten zu sprechen. Am Jahresende können sich nach nur 18-monatiger Bauzeit alle über das neu gestaltete Innenleben des Hauses freuen. Die nutzbare Fläche hat sich verdoppelt, neue Räume sind entstanden.
Gemeinsam mit der Ev.-Luth. Lukaskirchgemeinde gründet der Verein die „Allegria – christliche Schule für Musik und Kunst“, die heute zahlreichen Schülern an zwei Standorten Musikunterricht gibt. Das Zwickauer Gebetshaus wird mitgegründet und führt später seine Arbeit als eigener Verein in den Räumen des CVJM fort.
Aber das starke Wachstum der letzten Jahre erfordert auch eine strukturelle Neuausrichtung im Verein. Veränderungsprozesse sind notwendig, manche davon schmerzhaft. Für den Verein beginnt eine nicht einfache Phase.
Durch die Veränderungsprozesse dürfen wir an der Hand unseres himmlischen Vaters gehen und tun das auch. Veränderungen in der Mitarbeiterschaft haben auch Veränderungen in der Arbeit mitgebracht. Vier hauptamtliche Mitarbeiter, ein Freiwilliger und verschiedene Praktikanten sowie ca. 25 ehrenamtliche Mitarbeiter prägen heute die Arbeit und leben die Angebote getreu unserem Motto: "Entdecke das Leben..." Getragen wird die Arbeit von 100 Mitgliedern und vielen Spendern.
Nicht einfach waren in den vergangenen Jahren häufige Mitarbeiterwechsel, aktuell ist etwas Ruhe eingekehrt. Die Arbeit wächst in den Angeboten. Die breite der Zielgruppe ist größer geworden. Da gehören heute Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, (junge) Familien und auch auch die ältere Generation ist vertreten. So ist der CVJM Zwickau ein "Christlicher Verein jung(geblieben)er Menschen".
In der Arbeit gilt es, sich immer wieder neu auf unseren HERRN und HEILAND auszurichten, der die Grundlage all unseres Handelns ist. Und weiter SEINE Wunder zu sehen, die er tut! IHM SEI ALLE EHRE!